Piraterie gibt es bereits seit der Antike. Wo Schiffe sind, wird auch geklaut. Und das ganz ohne Rücksicht auf Verluste. Die Mär vom gutgelaunten, stets betrunkenen Freibeuter der Sieben Meere ist bekannt aus dem Kino oder Büchern wie “Die Schatzinsel”, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Seit Juni 2008 wird die Piraterie international von den Vereinten Nationen als “kriegerische Handlung” geächtet. Ganz im Gegensatz zur Geschichte, die immer wieder Phasen kennt, in der Seeräuberei eine ehrbare Beschäftigung war. Sogenannte Bukaniere oder Privateers, wie der Brite Sir Francis Drake, standen im Dienst der Königin von England und ihnen ist die heroische Abwehr der Spanischen Armada im Jahr 1588 und der damit verbundene Invasion Englands zu verdanken.

Per Kaperbrief erhielten deutsche Freibeuter wie Klaus Störtbeker (Vitalienbrüder, 1360–1401) den Auftrag zur Plünderung im Namen der Regierung und noch bis weit in die Neuzeit bestimmten nordafrikanische Korsaren den mediterranen Sklavenhandel mit. Im Gegensatz zur brutalen Realität verarbeitete Hollywood dass “Goldene Zeitalter” (1690-1730) der Piraterie durch US-Schauspielern wie Errol Flynn (“Captain Blood”) oder Johnny Depp (“Captain Jack Sparrow”) zu gewinnbringenden Abenteuerfilmen für Groß und Klein. Nur wenig wird dabei erzählt von Frauen wie Anne Bonny (1698-1782) oder Mary Read (1690-1721), die sich in jenen rauen Zeiten als Männer verkleidet auf Segelschiffe schlichen und Seite an Seite mit Haudegen wie John “Calico Jack” Rackham” (1682-1720), dessen Piratenflagge die meisten kennen (Totenkopf mit 2 gekreuzten Säbeln, weiß auf schwarzem Grund), für Freiheit und Abenteuer in der Karibik kämpften.

Das solcher Art romantisierte Leben barg große Gefahren und immer hatten sie den Tod vor Augen. So litten Seeleute oft an Vitamin-C-Mangelerscheinungen wie Skorbut und an Unterernährung. Hühner an Board sorgten zwar für frische Eier, schnell verderbliches Bier wurde trotzdem noch dem Wasser vorgezogen und Schiffzwieback war manchmal alles was es gab während den langen, einsamen Monaten auf See. Hinzu kamen die Seeschlachten. Sogenannte Pulveräffchen, stets kleine Kinder die gezwungen wurden auf einem Kaperschiff zu arbeiten, hatten die lebensgefährliche Aufgabe während des Gefechts Schwarzpulver zu den Kanonen zu schleppen. Das Kapern eines Schiffes endete fast immer in bitteren Blutbädern mit der vollständigen Niederlage einer der beteiligten Parteien und mit schweren Verletzungen. Kaum bekannt ist jedoch, dass es tatsächlich eine Entschädigung für verlorene Gliedmaße gab. Für ein im Kampf eingebüßtes Auge gab es 100 “Pieces of Eight” (umgerechnet 69USD) und für ein amputiertes rechtes Bein z.B. 500 “Pieces of Eight” (umgerechnet 345USD).

Auch der Alltag und die Verteilung der erbeuteten Schätze waren ganz klar geregelt und wichtige Entscheidungen wurden stets gemeinsam abgestimmt. Diebe setzten sie einfach auf dem nächsten Eiland aus und alle Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft klärte man ebenfalls an Land. Der Kapitän und der Quartiermeister erhielten je 2 Teile der Beute, der Hauptkanonier und der Bootsmann 1 1/2 Teile, andere Offiziere 1 1/4 Teile und alle anderen Besatzungsmitglieder je einen Teil. Waffen waren sauber zu halten und jeder, der während einer Schlacht vom Schiff desertierte, wurde gnadenlos kielgeholt.

 

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